Wochenimpuls

Wochenimpuls-Bild-220529-Hörender (c) Edith Furtmann
Wochenimpuls-Bild-220529-Hörender
Datum:
So. 29. Mai 2022
Von:
Edith Furtmann

Apg 7,57f

„Da erhoben sie ein lautes Geschrei,
hielten sich die Ohren zu,
stürmten einmütig auf ihn los,
trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn.“


Es geht um Stephanus, der in den Himmel blickt und den Menschen zuruft, was er sieht. Sie erheben lautes Geschrei und halten sich die Ohren zu: sie wollen nicht hören, was er zu sagen hat, lieber bringen sie ihn um.
Das kommt mir irgendwie bekannt vor: ich habe vor einiger Zeit gelesen, dass Putin gar nicht mehr weiß, wie sein Nichtkrieg vorankommt, weil niemand sich traut, ihm die Wahrheit zu sagen. Und auch von anderen, weniger brisanten Begebenheiten kennt man das: der Bote, der die Nachricht bringt, der, so heißt es, braucht ein schnelles Pferd: immer dann, wenn seine Nachricht für falsch oder schlecht gehalten wird. Kinder handeln so, jedenfalls meine: wenn ich schimpfte, irgendetwas sagte, was ihnen nicht passte, handelten sie genau so: sie machten laute Geräusche (blablabla) und hielten sich die Ohren zu.
Wie halten wir es damit? Wenn wir ganz ehrlich sind? Kommt es nicht auch manchmal vor, dass wir uns lieber die Ohren zu halten würden, als die Wahrheit zu hören? Kennen wir es nicht aus Diskussionen, dass die andere Meinung, die anderen Argumente, gar nicht erst erwogen werden, sondern man direkt angefeindet wird? Gerade in diesen Zeiten wird es, so scheint mir, immer häufiger, und zwar nicht nur im bösen Internet, sondern auch bei Gesprächen zwischen realen Menschen. Wovor habe ich Angst, wenn ich lieber nicht zuhören möchte? Dass mir die Wahrheit nicht gefällt?
Ich will diese Woche mal mein Augenmerk genau darauf richten: ich will zuhören statt niederbrüllen.
Eine gute Woche Euch allen.