Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten

Wochenimpuls-Foto-210502-Apfelbaum (c) Edith Furtmann
Wochenimpuls-Foto-210502-Apfelbaum
Datum:
So. 2. Mai 2021
Von:
Edith Furtmann

Joh 15,5

Ich bin der Weinstock,
ihr seid die Reben.
Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe,
der bringt reiche Frucht;
denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.

Als ich das sonntägliche Evangelium las und darüber nachdachte, kam mir als erstes das Bild von den blühenden Bäumen in der Umgebung – manchmal sind Äste abgeknickt und blühen dennoch – Früchte werden sie keine bringen, egal, wie sie sich bei der Blüte jetzt anstrengen. Und dann fiel mir mein Apfelbaum im Vorgarten ein: er dümpelt vor sich hin, seit einigen Jahren schon, getragen hat er schon länger nicht – die Idee war, ihn dieses Jahr auszugraben und den vom Balkon an seine Stelle zu setzen, der seit ich ihn habe immer getragen hat und reichlich Früchte geschenkt, die zudem auch noch äußerst schmackhaft sind.

Und siehe da: der Baum im Vorgarten blüht ohne Ende, wunderschön anzusehen, viel lebendiger als in den letzten Jahren – die Drohung hat wohl gereicht…

Ich merke, dass unsere Gesellschaft immer mehr auseinander driftet. Man ist entweder dafür oder dagegen, egal, um welches Thema es geht, und Corona macht es noch schlimmer, scheint mir. Da werden Gräben gezogen, da brechen Freundschaften auseinander, teilweise geht der Riss quer durch die Familien.

Was das mit dem Weinstock und den Reben zu tun hat? Da ist einmal die Frage der gemeinsamen Grundlage: für uns Christen die Botschaft Jesu, für uns hier in Deutschland wenn’s gut läuft das Grundgesetz, gemeinsame Werte zu denen vor allem auch die Toleranz gehören sollte – gibt es diese Grundlage noch? Und dann ist da noch etwas: ein Baum, der nur noch einen Ast, eine Blüte hat, den wird der Obstbauer nicht stehen lassen. Nur gemeinsam mit allen Ästen und Zweigen, Blüten, Blättern und Wurzeln kann der Baum reiche Frucht bringen.

Gehen wir doch in diese Woche mal auf die Suche nach Gemeinsamkeiten, besonders mit den Menschen, von denen wir das Gefühl haben sie stünden auf der anderen Seite, egal, bei welchem Thema. Und betrachten wir dann das Ganze mit Liebe und Toleranz: vielleicht geht es uns dann so wie unserem Apfelbaum und wir erkennen: da geht noch was. Wie schön wäre das!