Wochenimpuls 7.5.2023
Joh 14,8f
„Philippus sagte zu ihm:
Herr, zeig uns den Vater;
das genügt uns.
Jesus sagte zu ihm:
Schon so lange bin ich bei euch
und du hast mich nicht erkannt, Philippus?
Wer mich gesehen hat,
hat den Vater gesehen.“
Philippus und die anderen Jüngerinnen und Jünger wollen sich ein Bild machen von Gott: so verständlich, finde ich, und so menschlich.
Wenn früher jemand eine neue Freundin, einen neuen Freund hatte, wollte ich immer wissen, wie sie oder er aussieht, und ich denke, ich bin damit nicht alleine. Glauben wir doch oft, dass wir jemand nur einschätzen können, den wir auch gesehen haben, von dem wir wissen, wie er oder sie aussieht. Und dann meinen wir, viel erkennen zu können: wie gepflegt jemand ist, welche Frisur, Bart, lange Haare, Kleidung: all das sind für uns Indizien, die auf das Wesen eines Menschen zeigen.
Nur um immer wieder festzustellen: es passt nicht, weder so noch so. Was wir in uns tragen, sind Vorurteile, wir glauben, dass wir Menschen am aussehen erkennen können und merken doch häufig, dass jemand, der supernett aussieht, dennoch das Gegenteil sein kann. In meiner Schulung zur Präventionsreferentin gegen Missbrauch in der Kirche tauchte es immer wieder auf: es sind die netten, sympathischen Täter, die es leicht haben. Weil man es ihnen nicht zutraut. Andersrum ist es genauso: Menschen mit einem Äußeren, das uns abschreckt, können ganz tolle Menschen sein. Jesus meint ein anderes erkennen: In meinem Leben hatte ich schon öfter wertvolle Begegnungen mit Menschen, die ich, hätte ich sie unter anderen Umständen oder auf Entfernung getroffen, nie kennengelernt hätte, weil mich irgendetwas abgeschreckt hätte.
Ich will lernen, mir kein Bild zu machen. Von Gott nicht, und nicht von den Menschen. Denn nur dann kann ich den Menschen wirklich erkennen: wenn ich das Äußere nicht achte.