Lk 15,3-6
„Da erzählte er ihnen dieses Gleichnis
und sagte:
Wenn einer von euch hundert Schafe hat
und eins davon verliert,
lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Wüste zurück
und geht dem verlorenen nach, bis er es findet?
Und wenn er es gefunden hat,
nimmt er es voll Freude auf die Schultern,
und wenn er nach Hause kommt,
ruft er die Freunde und Nachbarn zusammen
und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir,
denn ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war!“
Es gab eine Zeit, da hat mich dieses Gleichnis geärgert. Die, die alles richtig machen, die nicht weglaufen, die werden nicht beachtet, aber der oder die eine, die alles falsch macht, die einfach wegläuft, ohne Rücksicht auf Verluste: der geht der Schäfer nach, um die kümmert er sich. Heute begreife ich es anders: die Herde hat ihre Gemeinschaft. Niemand ist allein, wahrscheinlich sind auch noch ein paar Hunde da, die aufpassen, evtl. ein Zaun, der vor Wölfen schützt. Diesem einen Schaf dagegen kann alles Mögliche zustoßen, es braucht Hilfe, jemand muss sich drum kümmern. Und ja, wenn man dieses Schaf zurückbringen kann zur Herde, dann ist das wirklich viel wert.
Ich sehe eine Parallele zu unserer Zeit: die, die wirklich Hilfe brauchen, die werden oft übersehen, abgewertet, selbst schuld heißt es dann oder warum arbeiten die nicht.
Auch wir umgeben uns lieber mit Menschen, die in unseren Augen „bei der Herde bleiben“ – alles andere ist uns oft zu anstrengend. Aber Jesus ruft uns auf, denen nachzugehen, die abgesondert leben, die nicht zur „Herde“ gehören, uns um die zu kümmern, die am Rand stehen oder noch weiter weg.
Wo finde ich solche Menschen in meinem Umfeld? Welchem verlorenen Schaf sollte ich hinterhergehen?