LK 6,25
„Weh euch, die ihr jetzt satt seid;
denn ihr werdet hungern.
Weh, die ihr jetzt lacht;
denn ihr werdet klagen und weinen.“
Das sagt Jesus zu den Menschen, die gekommen sind, ihn zu hören. Und erst hat es mich erschreckt: ist satt sein etwas schlimmes? Darf man nicht mehr lachen?
Aber ich glaube, das ist gar nicht gemeint. Diese Weherufe folgen auf Seligpreisungen: „Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden“ heißt es da z.B. in Vers 21 und „ Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.“.
Man muss ja immer beide Seiten hören und den Zusammenhang sehen. Gemeint scheint mir: „wehe Euch, die ihr jetzt satt seit auf Kosten derer, die hungern“ und „wehe euch, die ihr jetzt lacht auf Kosten der anderen“ – und dann kann ich ganz gut erkennen, was das mit mir zu tun hat: Ja, ich bin satt – und es ist auch nicht grundsätzlich schlimm, satt zu sein. Allerdings sollte mein Blick zu der Frage gehen: bin ich satt auf Kosten anderer? Und wenn ja, was kann ich daran ändern? Es gibt z.B. Menschen, die essen kein Fleisch mehr in Hinblick auf die Klimaerwärmung: die haben etwas verstanden, auch wenn sie vielleicht diese Verse gar nicht kennen, nämlich dass unser Fleischkonsum etwas mit dem Klimawandel und damit mit den Hungernden dieser Welt zu tun hat.
Lache ich auf Kosten anderer? Die Frage stelle ich mir, wenn ich die olympischen Spiele in China anschaue bzw. eben nicht anschaue oder demnächst die WM – das wird die erste sein, die ich nicht verfolgen werde. Lachen auf Kosten anderer heißt doch nicht mehr als die Frage danach, ob es anderen schlecht geht, damit es mir gut geht. Freue ich mich über ein Kleidungsstück, das in Sklaverei angefertigt wird oder kaufe ich lieber weniger Kleidung, dafür nachhaltig gefertigte ohne Kinderarbeit und Ausbeutung?
Versteht mich nicht falsch. Nicht jede und jeder muss jetzt vegan leben und seine Pullover selbst stricken. Aber wenn ich mich vielleicht immer häufiger frage: was tu ich da und auf wessen Kosten – welche Auswirkungen hat mein Leben auf das Leben anderer, ich glaube, dann bin ich auf der Spur dessen, was Jesus hier gemeint haben könnte.