Mt 18, 21f
„In jener Zeit trat Petrus zu Jesus und fragte:
Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben,
wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal?
Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.“
Ohne Frage, es gibt Dinge, die kann man nicht verzeihen. Zumindest kann man von keinem verlangen, alles zu vergeben. Opfer von Missbrauchstätern z.B.: viele können nicht vergeben, und es ist trotzdem ok, es ist sogar nachvollziebar. Die allerdings, denen das gelingt, die stellen sehr oft fest, dass es ihnen damit besser geht, dass die Last leichter, die Dunkelheit heller wird.
Mir geht es allerdings um die vielen Kleinigkeiten, die immer mitschwingen in unserem Leben. Jeder und jede von uns kennt wahrscheinlich Menschen, die ihm irgendwann einmal übel mitgespielt haben und denen er nicht verzeiht: weil man nie wieder drüber gesprochen hat, oder weil man darauf wartet, dass der oder die andere sich entschuldigt. Meine Erfahrung ist, dass das ein steiler Weg ist: ich muss erst einmal in mir selbst die Bereitschaft zur Vergebung haben, ob ich das dann auch noch im Kontakt mit dem anderen klären kann, dass ist dann die zweite Stufe. Ich habe es erlebt: ich war lange sauer und nachtragend auf einen Menschen, der mich wirklich ziemlich schlecht behandelt hatte, und das aus einer, wie ich dachte, bestehenden Freundschaft heraus. Und dann habe ich beschlossen, diesem Menschen zu vergeben. Es hat im Miteinander (noch) nicht funktioniert, aber für mich selbst schon. Und ich merke, es gibt mir keinen Stich mehr, wenn ich diesen Menschen sehe, sondern es ist halt so ähnlich, wie es in dem Lied von Gotye heißt (frei übersetzt): Es ist nun ein Mensch wie jeder andere, den ich nur zufällig mal näher kannte. Und das tut gut. Das war damals keine Kleinigkeit, aber in Kleinigkeiten handeln wir oft genauso.
Und das ist daher heute mein Gedanke für den Tag: wo versäume ich es, meinem Bruder/meiner Schwester zu vergeben, obwohl es mir möglich wäre?
Gehen wir jeder und jede für sich und doch gemeinsam durch den Tag mit diesem Gedanken. Gehen wir so auf Ostern zu.