Jak 2,15f
„ Wenn ein Bruder oder eine Schwester
ohne Kleidung sind
und ohne das tägliche Brot
und einer von euch zu ihnen sagt:
Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!,
ihr gebt ihnen aber nicht,
was sie zum Leben brauchen
- was nützt das?“
Heute ist Nikolaus. Und als Kind hat mich immer die Geschichte am meisten beeindruckt, in der er an einem Haus vorbei kommt, in dem darüber gesprochen wird, dass die älteste Schwester gerne heiraten würde, für die Hochzeit aber kein Geld da ist: die Jüngste bietet sich an, damit der Vater sie verkaufe. Es wurde heiß diskutiert, entschieden wurde (noch?) nichts. Weil da noch Hoffnung war? Oder nur, weil man das Elend nicht wahrhaben wollte, noch einen Tag oder zwei verdrängen? Ich weiß es nicht. Die Geschichte gibt es in verschiedenen Variationen, Ihr kennt sie vielleicht anders, aber eins ist immer gleich: Nikolaus holt einen Sack mit Geld und gibt in der Familie, heimlich legt er ihn vor die Haustür. Das ist das, was ich mir darunter vorstelle: Glaube mit Werken. Wer an Gott glaubt, der lebt danach oder versucht es wenigstens, das ist die eigentliche Botschaft des Nikolaustages, so wie ich ihn verstehe. Und wenn man versucht, danach zu leben, dann hilft man seinem Nächsten.
Ob es in dieser Familie noch Hoffnung gab, weiß ich nicht, aber dass nicht sofort etwas entschieden wurde, deutet, so finde ich, darauf hin. Dann allerdings war sie sicher jenseits aller Wahrscheinlichkeiten und Lebenserfahrungen. Und doch: sie bewahrheitete sich. Wir können Hoffnungsträger sein für unsere Mitmenschen.
Und daher frage ich mich: Wo gehe ich achtlos an Menschen vorbei, die meiner Hilfe bedürfen? Würde ich es wahrnehmen? Oder höre ich vielleicht manchmal auch weg?
Seien wir Hoffnung für andere
Foto: Myra