Joh 8,31f „In jener Zeit sprach Jesus zu den Juden,

die an ihn glaubten:
Wenn ihr in meinem Wort bleibt,
seid ihr wirklich meine Jünger.
Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen,
und die Wahrheit wird euch befreien.“

Was ist Wahrheit? Welche Wahrheit ist die richtige? Gibt es vielleicht mehr als eine Wahrheit? Manchmal würde ich mir wünschen, die Wahrheit wäre eindeutig. So wie Schienen: genau festgelegt, ein Schritt zur Seite ist gar nicht möglich. Viele Menschen glauben genau das: dass es die eine Wahrheit gibt, meist ist es die, die sie selbst zu kennen glauben, die eine Wahrheit, auf der man, wie auf Schienen, dahingleiten kann, wer das nicht kann, der entgleist und kommt vom Weg ab.

Ist das wirklich so? Ich denke, die eine göttliche Wahrheit, die gibt es sicherlich. Aber ich bin mir sicher, dass sich kein Mensch sicher sein kann, diese Wahrheit zu kennen. Auf der Erde gibt es sicherlich mehr als eine Wahrheit, relativ häufig sogar: stellt Euch ein Auto vor, auf der einen Seite rot lackiert, auf der anderen Grün. Sie und ihr guckt von rechts und sagt: das Auto ist rot. Ich gucke von links und sage: das Auto ist grün. Beide haben wir recht. Die Wahrheit ist oft nicht eindeutig. Warum also glauben wir so gerne, dass unsere Wahrheit die richtige ist?

Die göttliche Wahrheit ist, so glaube ich, die der Liebe: wer in der Liebe zu Gott und zu den Menschen lebt, der kann sie, so glaube ich, erkennen. Bis dahin sollten wir uns immer wieder bewusst machen, dass unsere Wahrheit nicht die einzig richtige sein muss, dass sie sogar falsch sein kann, und das unser Weg, selbst wenn er richtig ist, nicht unbedingt der der anderen sein muss.
Gehen wir mit diesen Gedanken in den Tag, jeder und jede für sich und doch alle gemeinsam auf Ostern zu.