Wochenimpuls 15.10.2023
Mt 22, 10b-13
„Die Diener gingen auf die Straßen hinaus
und holten alle zusammen, die sie trafen,
Böse und Gute,
und der Festsaal füllte sich mit Gästen.
Als der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen,
bemerkte er unter ihnen einen Menschen,
der kein Hochzeitsgewand anhatte.
Er sagte zu ihm:
Freund,
wie bist du hier ohne Hochzeitsgewand hereingekommen?
Der aber blieb stumm.
Da befahl der König seinen Dienern:
Bindet ihm Hände und Füße
und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis!“
Eine lange Textstelle, heute. Das Sonntagsevangelium vom „Hochzeitsmahl“. Lange fand ich diese Stelle unmöglich: wenn jeder eingeladen ist, warum soll dieser eine, der kein Hochzeitsgewand hat, wieder gehen? Er hat doch vielleicht gar keins?
Dann rief mich einmal nach einer Wortgottesfeier, die ich mit Jugendlichen vorbereitet habe, ein Gottesdienstbesucher an: es habe ihm durchaus gefallen, aber warum die Jugendlichen denn so gekommen wären, als wären sie auf dem Fußballplatz (mit Verweis auf obiges Evangelium)? Ich aber wusste: sie hatten sich durchaus überlegt, was sie anziehen würden für diesen Gottesdienst. Sie waren aus ihrer Sicht festlich gekleidet.
Ich habe mir dann später das Evangelium genauer angesehen und gedacht: der Blick auf die Kleidung, das ist unser typisch oberflächlicher Blick, den wir auch dann haben, wenn wir wissen, das Jesus nie oberflächlich war. Es geht um den Menschen hinter der Kleidung, darauf, mit welcher Einstellung er oder sie gekommen ist. Und dann fällt mir auf, dass es das auch in meinem täglichen Leben gibt: ich sehe jemanden, sehe, wie er oder sie gekleidet ist und glaube zu wissen, wer er oder sie ist. Im Bahnhof hat mich vor kurzem jemand angesprochen, der äußerst gepflegt überkam, ob ich Geld geben könne für die Notschlafstelle. Und als ich das bejahte, fragte er, ob es an seinem Äußeren liege, dass ich ihm was gebe – weil er so auf sich achte? Ich weiß nicht, ob er ein echter Bettler war oder ob er einfach herausfinden wollte, wie es sich damit verhält. Aber ich muss jetzt häufiger an ihn denken. Und daran, dass hinter einem gepflegten Äußeren ein schlechter Mensch stecken kann genauso wie hinter einem ungepflegten ein liebevoller, emphatischer, liebenswerter. Auf das Innere kommt es an, nicht auf das Äußere…