LK 24,36
„Während sie noch darüber redeten,
trat er selbst in ihre Mitte
und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!“
Gestern abend waren wir mit Nachbarn, natürlich auf Abstand, im Park spazieren. Es dämmerte bereits, dunkle Wolken drohten mit nahendem Regen. Und dann war da dieses Wolkenloch, ganz plötzlich, leicht unheimlich, und vor allem überraschend.
So oder so ähnlich muss das Erscheinen Jesu den Jüngern vorgekommen sein: Dunkle Wolken ballten sich über ihren Köpfen zusammen, alles schien aussichtslos, und dann, plötzlich und unerwartet, war Jesus da, kein Geist, sondern ein lebendiger Mensch.
Immer, in allen Auferstehungserzählungen, begrüßt er die Jünger mit „der Friede sei mit Euch“. Ob sie es wahrgenommen haben? Ob es für sie mehr war als nur eine Grußformel? Ich weiß es nicht. Aber ich denke, dass Jesus das nicht so daher gesagt hat: ihm war der Friede wichtig.
Spüren wir doch diesen Worten einmal nach – was für einen Frieden kann Jesus gemeint haben? Geht es um Friede, Freude, Eierkuchen? Ich denke nicht. Für so einen Frieden hätte er sich nicht ans Kreuz schlagen lassen. Aber worum geht es dann? Mir hat mal jemand gesagt, ich streite wohl gerne, sie dagegen sei ein friedliebender Mensch. Und war überrascht, als ich geantwortet habe, dass ich ebenfalls ein friedliebender Mensch sei – die Frage ist eben, was für ein Friede das sein soll. Ein Friede um jeden Preis ist keiner – denn er lässt Unfrieden im Herzen zurück. Ein Friede, so wie ich glaube, dass Jesus ihn meint, nimmt die Bedürfnisse jedes Menschen ernst. Er ist nicht konfliktfrei, aber er kommt zu ehrlichen Kompromissen. Manchmal muss man für Frieden auch streiten. Es darf allerdings eben auch nicht in Streit und Rechthaberei enden: im Blick muss immer das Beste für alle Parteien sein. Manchmal ist das durchaus eine Gradwanderung. Deshalb wünsche ich mir die Erkenntnis – und damit gehe ich in die neue Woche: wo kann ich Frieden verbreiten? Wo lohnt es sich, um Frieden zu streiten? Und wo sollte ich das Streiten vielleicht „um des Lieben Friedens willen“ sein lassen, weil es im Kern nicht um den Frieden, sondern um Rechthaberei geht?
Gerade in diesen schwierigen Zeiten sicher keine einfache Frage. Aber eine, mit der es sich lohnt, durch die Woche zu gehen.