Jes 32,3f
„Und die Augen der Sehenden
werden nicht mehr verklebt sein
und die Ohren der Hörenden werden aufhorchen.
Das Herz der Unbesonnenen wird begreifen,
was Erkenntnis ist,
und die Zunge der Stammelnden
wird fließend und deutlich reden.“
Hängengeblieben bin ich daran, dass es hier nicht um Blinde und Taube geht, die wieder sehen bzw. hören können, sondern um Sehende und Hörende: Es geht darum, richtig zu sehen, also hinzusehen und richtig zu hören, also hinzuhören. Eine alte Dame, gefragt, ob sie an der Hörschleife unserer Kirche etwas hören könne, sagte: ja, immer. Wir wunderten uns, weil es so aussah, als wäre sie kaputt. Bis dann rauskam: Sie höre etwas. Verstehen konnte sie aber nichts.
Ist es nicht oft so, dass wir flüchtig hinsehen und Bescheid wissen? Danach urteilen, wie gepflegt jemand ist, wie er spricht, eher grobschlächtig oder sehr grammatikalisch richtig? Und uns an diesen Äußerlichkeiten aufhalten, und gar nicht mehr erkennen oder gar verstehen? Mit dem Herzen hören, so erklären wir es den Kommunionkindern, das ist mehr als hören, mehr als zuhören: das heißt, die Worte meines Gegenübers aufnehmen, verstehen, bewahren – und entsprechend reagieren.
Das nehme ich mir für heute vor: hinzusehen und hinzuhören, das Eigentliche hinter dem Äußeren zu erkennen in der Hoffnung, dass das Miteinander dadurch leichter wird.